Diversität gestalten. Es geht LOS.
Austausch in der Staatskanzlei in Mainz am 23. und 24. Juni 2022.
Vorwort
Stelle dir ein beliebiges Gericht vor, dass du gerne essen möchtest. Stelle es dir einmal nur mit Salz gewürzt vor! Stelle es dir danach wie üblich gewürzt vor! Diese Vorstellung soll dir verdeutlichen, dass Gerichte vor allem dann geschmacklich überzeugen, wenn die Zusammensetzung harmoniert – ein neutraler Burratakäse erhält eben nur mit Salz und Pfeffer den richtigen Pfiff! Genauso verhält es sich in Arbeitsgruppen mit Jugendlichen. Je diverser sie sich zusammensetzen, desto vielschichtiger der Output.
Das Konzept basiert auf folgenden Grundsätzen
- Freiwilligkeit. Jugendliche dürfen sich freiwillig beteiligen, niemand wird zur Teilnahme verpflichtet. (Respekt)
- Augenhöhe. Jugendliche sind Expertinnen für Ihre Bedürfnisse.
- Nachhaltigkeit. Ein Jugendgemeinderat arbeitet mehrjährig an Projekten und kann aufgrund seines Antrags-, Anhörungs- und Rederechts die Anliegen von Jugendlichen langfristig verfolgen.
- Diversität ist ein Erfolgsfaktor. Haben unterschiedliche Zielgruppen (Skater, Azubis, Mädchen) die Möglichkeit Bedürfnisse zu artikulieren, stärkt das die Demokratie und die Akzeptanz von Entscheidungen.
Konzept
Im Leben ist es wie in der Küche, wenn sich Geschmäcker gut ergänzen, dann wird Spannung, Abwechslung und Freude erzeugt. Genau deshalb überdenken wir vom Dachverband der Jugendgemeinderäte die Zusammensetzung jugendpolitischer Gremien. Die Zusammensetzung durch eine Wahl spricht erfahrungsgemäß einen eher extrovertierten Typ Jugendlichen an: selbstsicher, bekannt, vernetzt, eloquent, präsent. Das Engagement dieser Personen ist völlig in Ordnung. Doch spannender und vielfältiger wäre es, wenn über weitere Zugänge völlig neue Typen der jungen Generation in die Arbeit einbezogen werden könnten:
- introvertierte Jugendliche
- Bewohner:innen benachteiligter Stadtteile
- Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf
- Schülerinnen und Schüler aus Integrationsklassen
- Azubis
Vorschlag
Nach dem Vorbild der „Bürgerräte“, welche in Baden-Württemberg per Zufallsprinzip gewählt werden, soll sich die Hälfe eines jugendpolitischen Gremiums über ein Losverfahren ermittelt werden. Die zweite Hälfte soll sich weiterhin über eine Wahl zusammensetzen.
Hierzu bemerkt der erfahrene Jugendkulturhausleiter, Georg Stenkamp treffend, „Jugendliche träumen davon auserwählt zu sein! Mit großem Interesse verfolgen junge Menschen zufällig auserwählte „Urlaubs-Astronauten“ oder ein zufällig zugeteiltes Grundeinkommen. Gerade introvertierte junge Menschen benötigen eine persönliche Einladung „Du bist dazu auserwählt dabei zu sein!“ Dies könnte den entscheidenden Impuls liefern.“
Ablauf
- Informationsphase
Der amtierende Jugendgemeinderat veröffentlicht einen Abschlussbericht über seine Arbeit drei Monate vor der Neuwahl. Wird ein JGR neu gegründet, wird stattdessen die Arbeit des neuen Gremiums geschildert. Es sollten mehrere Kanäle für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, z.B. Berichte auf der Homepage, QR-Code an Bushaltestellen, Plakate in Jugendhäusern. Blog, Zeitungsinterview usw.
- a) Freie JGR Wahl
Die Hälfte des Jugendgemeinderats sollte sich frei aufstellen lassen. Gründe dafür sind motivierte Menschen mitzunehmen und eine Wiederwahl zu ermöglichen.
- b) Losverfahren: Prinzipiell könnte es jede:n der gemeldeten 14-21Jährigen Menschen treffen. Doch wir schauen genauer hin:
- Welche Stadtteile sind in der Regel unterrepräsentiert?
- Welche Altersstufen müssten insbesondere abgedeckt sein?
- Müssten insbesondere Mädchen und junge Frauen zur Jugendgemeinderatsarbeit ermutigt werden?
- Welche Migrationshintergründe sind in der Kommune anzutreffen? Diese sollten auch im Jugendgemeinderat einen Platz finden.
- Möchten wir auch gehandicapten jungen Menschen eine Beteiligung ermöglichen?
Mithilfe der Einwohnermeldedaten lassen sich Personen mit entsprechenden Merkmalen herausfiltern. Ggf. kann aus mehreren Personen mit gleichen Merkmalen gelost werden.
- Geloste Personen erhalten eine Einladung mit Kontaktdaten zu einem ehemaligen Jugendgemeinderat. Bei Neugründungen kann eine Person des Dachverbands der Jugendgemeinderäte BW diesen Part übernehmen.
ACHTUNG: Es müssen in der Regel acht Mal so viele Erwachsene angeschrieben werden, wie aufgrund eines Losverfahrens teilnehmen. (Quelle: https://www.esgehtlos.org/geloste-burger-rate/wie-funktionieren-geloste-burger-rate )